Bogotá, Kolumbien!

Schlußendlich: Abschied von BA für diese zweijährige Reiseperiode der Lifevoyagers, dort waren wir gestartet, dorthin nicht weniger als viermal zurückgekehrt und gelebt, weil Dreh- und Angelkreuz für Argentinien und Chile, und uns fast ein wenig zur zweiten Heimat geworden, da fällt der Abschied nicht leicht! So Gott will kommen wir wieder!

Abflug nach Bogotá, Kolumbien, mit Avianca (Star Alliance) mit einer B787-8, genannt Dreamliner, nicht zuletzt wegen des Jetlag-mindernden Beleuchtungskonzepts, sowie der um 1/3 größeren Fenster, die Seatguru-App verriet Carsten die Sitzreihe mit dem größten Sitzabstand, nämlich direkt hinter der Businessclass, beim Online-Checkin reservierbar, alles paletti, bei nicht weniger als 6,5 Stunden Flug auch schon wichtig, einfach groß, dieser Kontinent! Der Avianca Flug war bereits von der Freundlichkeit der Kolumbianer geprägt und sehr angenehm, ink. Bord-Entertainment und glutenfreiem Essen.


Bogotas Kathedrale, und im Hintergrund der Cerro de Monserrate, der per Funicular, Teleferico, oder zu Fuß erobert werden will!

Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft setzten sich fort nach Ankunft am Flughafen von Bogotá, wo unsere Recherchen einfach nicht zutrafen und es keine vorbuchbaren Taxis per Voucher gab, ausgewiesenes, offenbar geschultes Flughafenpersonal erkannte unsere momentane Konfusion und bot umgehend Unterstützung an, erklärte wo der nächste Geldautomat sei und dass man bei den Taxen auf Nutzung des Taxameters bestehen solle. Erst das dritte Taxi hatte a) Platz für unsere Koffer (sind hier alle winzig, die Taxen), und b) Lust auf’s Taxameter, dafür gab’s dann am Ende ein Trinkgeld, hier auch nicht unbedingt üblich.

Eindrücke von La Candelaria, Bogotás Altstadt, leider stinkt Bogotá gewaltig nach Pipi und Abgasen…

AirBnB-Erfahrung, die was-weiß-ich-wievielte: Trotz sehr rechtzeitiger Buchung quasi Monate im Voraus gelang es unserer AirBnB-Gastgeberin erst kurz vor Anreise zu verraten dass die von ihr bei AirBnB angegebene Handy-Nr. nicht ihr gehörte, die sie offenbar nur ‘Maklerin’ der Wohnung ist, sondern vielmehr der Eigentümerin vor Ort, die wiederum bis kurz vorher unsere spezifischen Daten nicht kannte, weshalb unsere WhatsApp-Kommunikation ständig ins Leere ging und die von uns nicht als solche erkannte Maklerin immer behauptete, nein, sie habe von uns noch nie eine WhatsApp-Nachricht bekommen… Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Alles ausschließlich auf Spanisch versteht sich. Schließlich fand man zueinander und kurz nach unserem Eintreffen begrüßte uns die Eigentümerin im mega gesicherten Condominium, war gar nicht erstes Auswahlkriterium, ergab sich aber so wegen Trefferquote unserer gesuchten Parameter (eigene Wohnung, 700 Euro max/Monat, hier unterschritten, Wifi, Küche, Waschmaschine, nicht Erdgeschoß, möglichst hell, ruhig gelegen, letzteres haben wir hier vergeigt da übersehenerweise in einer der Abflugschneisen des Flughafens gelegen, geht aber lautstärkemäßig trotz Einfachverglasung, erster Flieger um 6.30 Uhr, keine Nachtflüge). Wohnung sehr großzügig, Matratze, obwohl bereits von einigen Mietern vor uns benutzt und komplett bezogen im gemachten Bett, wollte erst noch aus ihrer Verpackung (!!) befreit werden, wohl zum Schutz verpackt gelassen worden, das Geknacke und Geknistere ging gar nicht bei jeder Bewegung, und nachdem die ca. 30 Mücken erlegt waren, die sich häuslich eingerichtet hatten, und sämtliche potentielle Eintrittsportale für weitere Mücken provisorisch verschlossen waren, seltsam auf 2.800 m Höhe, waren wir gut angekommen.

Links: Grosse Kontraste sogar in La Candelaria: Altstadt, moderne Hochhäuser, und umgebende Natur. Und: Überall Kunst!

Also Kolumbien: Eines der tragischsten Beispiele für, wie wir glauben, nach wie vor die Folgen der Kolonialisierung in Südamerika: Ein paar ganz wenige Fakten von Kolumbien.de, Wikipedia, und colombia.travel: rd. 48 Mio Einwohner, dreimal so groß wie Deutschland, Vielvölkerstaat wegen der Besiedelungsgeschichte, 74% (!!) der Kolumbianer leben in Städten, Hauptzentren sind dabei Bogotá (rd. 10 Mio Einwohner!!), Cali und Medellín. In den Llanos (Ebenen vor den Anden), die mehr als 54% der Landfläche ausmachen, leben hingegen nur 3% der Bevölkerung. Anders ausgedrückt leben rund 90% der Kolumbianer in den Anden oder an der karibischen Küste, obwohl diese Regionen weniger als die Hälfte der Landesfläche einnehmen. Die Gebiete Amazoniens, Orinokiens sowie das Chocógebiet sind hingegen dünn besiedelt, teilweise sogar unbesiedelt.

Gleichzeitig ist Kolumbien mit seinen zahlreichen Klimaregionen eins der vielfältigsten Länder der Welt: Es erstreckt sich zwar nur über 0,22 Prozent der Erdoberfläche, ist aber ein Zuhause für etwa 10 Prozent der bekannten Arten!! Hinsichtlich der Artenvielfalt pro Flächeneinheit belegt Kolumbien weltweit den zweiten Platz hinter Ecuador! Der größte natürliche Reichtum des Landes ist seine Flora, insgesamt kommen in Kolumbien zwischen 45.000 und 55.000 Pflanzenarten vor. Im kolumbianischen System der Nationalparks existieren 58 Naturschutzgebiete, die etwa 11 Prozent des Landesterritoriums entsprechen. 26 davon bieten Ökotourismus an. Es finden sich 1889 Vogelarten! Die Regionen karibisches Küstentiefland, pazifisches Küstentiefland, Anden, Amazonien und Orinokien, letztere Gegenden in denen alle Flüsse diese beiden großen Ströme speisen, könnten viel klima-vielfältiger nicht sein. Zugegeben, mit unserer Variante des Reisens sehen wir von dieser Vielfalt wenig, obwohl diese Woche noch ein Kurzausflug an die Karibikküste, nach Cartagena ansteht, anders als meine beiden Englischlehrer-Kurs-Kolleginnen, die beide viiiel mutiger und genügsamer sind als wir, eine von beiden arbeitet hier sogar als Lehrerin, die andere denkt darüber nach, jede für sich bereist noch ganz andere Ecken von Kolumbien, uns reicht zunächst dieser erste Eindruck, wir nähern uns sanft an und kommen gerne schlauer wieder um noch andere Gegenden kennenzulernen!

Moment mal, sind wir in England gelandet (unten links)? Und dieser Anblick ist hier nicht selten! Kontraste wo immer man hinschaut! Oben links gibt einen vagen Eindruck von der Bebauung am Rande der Stadt… Unten rechts: Wachwechsel am Präsidentenpalast, was für eine Show in Bild und Ton! Alles ziemlich preussisch, wenn wir ehrlich sind… ;-))

Jedoch: Beispiel Bogotá, 10-Millionen-Stadt, von Autos verstopft, ÖPNV ausschließlich klassische Busse und Transmilenio Busse mit eigener Doppelspur, nicht schlecht aber zu Stoßzeiten zu wenig Kappa und für viele Einheimer zu teuer, wie wir aus Rio wissen fördert dies den Bau illegaler Slums am Rande des Stadtgebiets, denn die Menschen müssen ja zur Arbeit kommen, also geht weit draußen nicht, weder bei den langen Arbeitszeiten noch bei den teuren Nahverkehr-Preisen, hier gibt es die größten sozialen Unterschiede in Südamerika, auch weil 15% (!!) der Menschen in Kolumbien bereits ein- oder mehrmals von ihrem Land, ihrem Haus & Hof gewaltsam vertrieben wurden (Binnenvertriebene) durch „Guerilleros“, viele von diesen Vertriebenen landen schließlich in Bogotá, aber wer schafft es schon, wenn er, manchmal sogar mehrmals, ohne alles neu starten muss, darum gibt es hier auch sehr viele obdachlose Menschen. Der Prozess der um eine Befriedung der verschiedenen „Guerillero“-Gruppen mit der Regierung ringt, wobei die ‘Fronten’ mitnichten klar abgesteckt und auch ‚gut‘ und ‚böse‘ nicht scharf abgrenzbar sind, der Prozess dauert seit mehr als 50 Jahren an und kann zur Zeit einen (politischen?) Waffenstillstand mit der größten „Guerillero“-Gruppe verzeichnen. So sehr Gewalt als Mittel der Wahl auf allen Seiten zu verurteilen ist, so wagen wir doch, wie wahrscheinlich Zahlreiche vor uns, zu vermuten dass dieses Verhalten Ergebnis jahrhundertelanger und gewissermaßen andauernder Unterdrückung, wenn auch durch unterschiedliche Mächte und Gewalten, und resultierender verzweifelter Machtlosigkeit von Anfang an ist. Wir jedenfalls haben hier wie überall eigentlich nur Menschen getroffen und beobachtet die nichts anderes wollen als in Frieden, eben auskömmlich, und in Würde zu leben… Soviel in aller Kürze ;-)) !

Keine Stadt in der wir nicht den Botanischen Garten besuchen, falls vorhanden! Oasig! Auszeit vom Gestank!

Gebt’s zu: Darauf habt Ihr schon gewartet, oder? All das kostet 13,80 Euro inc. Trinkgeld, also haben wir in dieser Stadt das Selberkochen vorübergehend eingestellt! Es gab fritierte Kochbanane mit Käse überbacken und einem Fruchtgelee, 500g gegrilltes Rinderfilet, gekochte Maniok-Wurzel, Ofenkartoffel, und käsegefüllte Mais-Arepa mit Guacamole, mehr als genug für zwei! In einem unserer Favoriten: Restaurant ‘Mi Gran Parilla Boyacense’!

Ein weiterer Favorit: Restaurant Fulanitos in der Altstadt und auch in einem verwinkelten Altbau auf verschiedenen Ebenen, liebevoll dekoriert, und unten deren Speisen, eine HALBE Portion Hühnersuppe  mit “Beilagen”… Alles auf einer von deren wunderbaren Terrassen mit schönen Aussichten!

Atemberaubende Aussichten vom Torre Colpatria, inzwischen tatsächlich AXA Colpatria, ich erinnere mich dunkel von diesem Joint Venture gehört zu haben… Oben rechts: Die Stierkampf-Arena ist glücklicherweise nicht mehr im Gebrauch…

Ah, Circo Restaurante des JW Marriott Hotels Bogotá, sobald ich erfuhr dass es dort glutenfreie Pizza gibt konnte ich nicht länger wiederstehen, so sehr wir die kolumbianischen Küchen auch lieben! Ich denke einmal (oder zweimal ;-)) in zwei Jahren bin ich entschuldigt…

Eine Sehenswürdigkeit an sich, mein Mann, selbst wenn er scheinbar eine Art Heiligenschein trägt, aber wer kann diesem Lächeln widerstehen?

Von links im Uhrzeigersinn: Leckeres Essen im Restaurant Patria; Mittagsmenü im Restaurant Pescaderia ink. Suppe und frischem Saft für weniger als 10 Euro FÜR DREI PERSONEN, die Suppe allein hätte gereicht, UND alles super lecker; erste Mahlzeit in Bogotá: HALBE Portion Bohneneintopf mit Beilagen in einer Essmeile. 

Das Theater Festival brachte auch open air Aufführungen: AAINJAA (Facebook-Seite) mit ihrer energiereichen und energetisierenden Darbietung!

Von oben nach unten: Ajiaco Suppe, Patacones: Fritierte Kochbananen-‘Plätzchen’ mit Käse überbacken und mit warmer Tomaten-Zwiebel-Sauce, eigens getoastete Mais-Arepa!

Quinta Simon Bolivar, Groß-Kolumbiens Befreier lebte hier einige Jahre zu seiner Zeit, ein zauberhafter Ort und Garten!

Erstes Land wo sowohl Carsten als auch Claudia glücklich sind mit dem Angebot an Restaurant-Speisen, in Claudia’s Essensparadies Singapur vermisste Carsten das Steak auf’s Ärgste, in Carsten’s Steakparadies Argentinien vermisste Claudia alles ausser dem Steak, und hier sind wir endlich beide zufrieden, und: Tropisches Land aber moderate Temperaturen weil Bogotá so hoch liegt: Keine hohe Luftfeuchtigkeit und trotzdem alle tropischen Früchte zu haben, yeah!! Nicht die leckere Limonada de Coco verpassen!

Wunderschöne Innenhöfe in Bogotás zahlreichen Museen, hier: Botero Museum und Umgebung, aber auch Gold Museum, Unabhängigkeitsmuseum, Museum Santa Clara, Nationalmuseum, um nur einige wenige zu nennen!

Der Paloquemao Markt, und hier sind sie, die tropischen Blumen, Früchte, und Ingredienzien! Aloe Blätter kann man hier sogar im Supermarkt kaufen! Dieser Markt ist einigermassen “aufgeräumt” in einem eher südeuropäischen Sinne, wir besuchten einen weiteren Markt (Plaza Mercado Las Flores), den wir wegen des überwältigenden Fisch- und Fleischgestanks nach wenigen Minuten wieder verlassen mussten, und: Das Konzept des Marktbummelns der Fremdartigkeit der Produkte wegen ist den Einheimern hier natürlich vollkommen unbekannt, sicherlich suchen wir etwas ganz Bestimmtes? Und das in einem absolut unaufdringlichen, hifreichen Sinne gefragt!

Halbes Schwein auf Arepa! Ich weiss, wir essen normalerweise kein Schweinefleisch, aber angesichts dieser Köstlickeit konnte ich nicht widerstehen, die ganze Sau war mit Reis gefüllt knusprig gebacken worden, und jeder Kunde bekam noch ein extra Stück krachende Kruste obendrauf!

Also, nun gebt mal ‘ne Schätzung ab: Mögen wir Bogotá trotz der Gegebenheiten? Ja, natürlich!!! Wir fühlen uns gesegnet mit der Chance einen Eindruck (oder hunderte ;-)) von dieser Stadt und ihren freundlichen und hilfreichen Menschen bekommen zu dürfen. Hatten eine tolle Einführung von Paula, meiner Englisch-Lehrer-Training-Kollegin die hier lebt und arbeitet, und auf unserem täglichen Spaziergang zur Bushaltestelle begegnen wir den lokalen mobilen Garküchen-Inhabern, und anderen Menschen, nicht ohne uns gegenseitig freundlich zu begrüßen, erfreut einander zu sehen, obwohl wir noch nie was gekauft haben…Aus Sicherheitsgründen sind wir z.B. nach Sonnenuntergang nicht mehr unterwegs, auch nicht per Taxi, dadurch verpassen wir viel von der tollen Musik und Club-Szene, aber wir wollen einfach nicht mehr riskieren als wir müssen. Aber heute haben wir zum Beispiel ein kostenloses Konzert von vier jungen Musikern im Auditorium der Universität von Bogotá geniessen dürfen, ein herrlicher Mix aus klassischer und zeitgenössischer Musik sowie kolumbianischen Rhythmen, abwechselnd auf dem Klavier, dem Violoncello, der Mandoline, dem Requinto-Tiple und der klassischen Gitarre gespielt! Es gibt noch eine Menge zu entdecken, aber nach unserem 4-Tage-Trip ins karibische Cartagena ab Dienstag bleiben uns nur noch drei Tage übrig von unseren vier Wochen in diesem Land… Wie fast überall hoffen wir eines Tages zurückzukehren!

Herzlichen Dank wieder mal für’s Zuhören wenn wir ins Schwärmen geraten, wir hoffen es hat dennoch gefallen! Passt auf Euch auf, alles Liebe!

C&C, Lifevoyagers

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