Reicher und vielfältiger hätten unsere zwei Jahre Work-and-Travel-Sabbatical nicht sein können, wir sind unendlichdankbar dass dies möglich und machbar für uns war, es war einfach der absolute Wahnsinn, zur Abwechslung mal in überwiegender Freiheit von Verpflichtungen, in viel gemeinsamer freier Zeit, mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten, Natur-Genuss, Kultur-Genuss, Auf-der-Mauer-sitzen, Erkundung nach Herzenslust, zwei Jahre ohne Winter, etc., in so vielen verschiedenen Umgebungen auf der Welt.
Allein morgens um sieben Uhr bereits Sonnenschein bzw. Tageslicht zu haben, und das auf fast zwei Jahren, ist noch unbezahlbarer als fast zwei Jahre Sommer, denn selbst im nachts kalten bis sehr kalten Peru hatten wir ja tagsüber sommerliche Temperaturen, und die Dunkelheit um 7 Uhr morgens traf uns in Europa quasi völlig überraschend wie ein Hammer…
Noch viel bereichernder wurden die vielen verschiedenen Länder, Landschaften, Städte, Natur, Unterkünfte, Fortbewegungsmittel, Arbeitsplätze, Ausflüge, Besichtigungen, Aktivitäten allerdings durch die Begegnung und das gemeinsame Erleben mit den Menschen die wir treffen und kennenlernen durften!
Ob Arbeitskollegen im Versicherungs- oder im Workaway-Job, ob Airbnb-Gastgeber, ob CELTA-Ausbildungskollegen, ob liebe Freunde und Verwandte aus und in Deutschland, ob Workaway-Arbeitgeber, ob Ärzte, ob hoch geschätzte Facebook-Kontakte, insbesondere auch mit den Daheimgebliebenen, ob in der Ferne wiederbelebte alte Bekanntschaften und Freundschaften,
ob Menschen die uns auf Empfehlung durch gemeinsame Freunde blind vertraut haben, ob Kirchen-Gemeinden, ob zahllose Alltagskontakte, alle viiiiiiieler Couleur in vielerlei Hinsicht, ohne sie alle und die gegenseitige Inspiration und Unterstützung wäre unser Abenteuer absolut nicht dasselbe gewesen!
Deshalb feiern die Fotos dieses Blogposts einen kleinen aber sehr wichtigen Teil der Menschen, die wir getroffen haben, wo irgend möglich haben wir gefragt, ob wir die Fotos verwenden dürfen. Wir danken Euch allen dass wir Euch treffen durften und für die große Bereicherung die wir durch Euch erfahren haben! Was lehrt uns das? Gehe auch Daheim nie einer neuen Begegnung aus dem Wege, wer weiß was sie für beide Parteien bereithält!
Neben den Methodik- und Fachkompetenzen die wir erworben haben (hard skills: Optimierung von Einkaufs- und Kochverhalten ink. Budget- und Nachhaltigkeitsoptimierung, CELTA-Wissen und Methodik, Organisations-Optimierung hinsichtlich Planung, Buchung und Durchführung der Reise sowie der Logistik vor Ort, einzelne Kompetenzen an den Workaway-Arbeitsplätzen wie landwirtschaftliche Fertigkeiten und solche im Gastgewerbe, etc.), sind eine Menge Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen hinzugekommen (soft skills).
Z.B.die Fähigkeit sich an zahlreiche und häufig veränderte Umgebungs-Parameter und vereinzelt auch Arbeitgeber, und in jeder Hinsicht hoch heterogene Kollegen-Teams anzupassen (Flexibilität), interkulturell erfolgreich zu kommunizieren und zu handeln, die eigene Stress-Resilienz zu steigern und neue, angepasste Strategien dafür zu entwickeln, und vieles mehr. Dass wir vom Fernsehen runter sind ist ebenfalls extrem wertvoll!
Das zweite Jahr war deutlich anstrengender als das erste, wegen der noch häufigeren Ortswechsel und wegen der Giardia Lamblia Infektion von Claudia, trotz weniger Arbeit, die Ortswechsel sind einfach nicht zu unterschätzen, würden wir heute auch noch großzügiger planen, natürlich zu Lasten der Anzahl verschiedener Orte die man besuchen kann! Selbst ein einmonatiger Aufenthalt an einem einzigen Ort ist auf zwei Jahre gesehen ein häufiger Wechsel! Für ein Konzept ‘reisend leben’ müssten deutlich längere Aufenthaltsabschnitte vorgesehen werden! Darüber hinaus ist ‘sich bewegen’ natürlich teurer als ‘bleiben’!
Unser Budget betrug 1.400 Euro im Monat für zwei für: Wohnen: (jeweils in einer Wohnung ganz für uns, mal winzig, meist aber recht groß!), 700 Euro, und darüber hinaus Leben: ink. ÖPNV, ohne Reisekosten (!), ink. ein- bis zweimal die Woche essen gehen, weitere 700 Euro.
Das ist in vielen Ländern und großenStädten bei Mindestaufenthalt von 28 Tagen (4×7) über Airbnb- und Konkurrenzkonzepte machbar, jedoch z.B. in den Großstädten Europas und in Singapur nicht, weil dort die Wohnkosten höher sind, Singapur wäre ohne lokalen Arbeitsplatz mit diesem Budget für uns absolut nicht machbar gewesen, auch nicht im Schubladen-Bett-Hotel, wie es sie dort durchaus gibt!
Dieses Budget entspricht 47 Euro ink. Unterkunft & Leben am Tag für zwei, man vergleiche das mit den üblichen Hotel- und Verpflegungskosten im Urlaub…
Mitwohnen, also ein Zimmer in einer Wohnung, ist oft nur marginal günstiger, insbesonder für zwei! Im Budget von 1.400 Euro monatlich ebenfalls nicht enthalten sind Kosten für Fun-/Adrenalin-/Touri-Aktivitäten und Mietwagen. Diese sollten nach Gusto separat budgetiert werden und gehen u.U. sehr ins Geld, kommt sehr auf die Zielsetzung an, unsere war ‘im Ausland leben, teilweise arbeiten, und annähernd wie ein Einheimischer er-leben’, entgegen einem ‘klassischen Urlaubs-Aufenthalt’!
Dieses Monatsbudget kann durch einzelne/mehrere Workaway-Aufenthalte vollständig ersetzt werden! Für eine einzelne Person ist es u.E. nur halbierbar bei Mitwohnen über Airbnb oder Übernachtung im Hostel-Schlafsaal.
Zwei Jahre lang mit einem solchen Budget auszukommen übt wunderbar ein, daher gibt es keinen Grund warum wir zukünftig zuhause in Deutschland mit einem deutlichen anderen Budget arbeiten sollten, alles was über dieses Budget hinaus eingenommen wird kann wieder auf die Erfüllung eines Traums verwendet werden!
Dass wir nun gebasht werden weil das beileibe kein winziges Budget ist, wir darüber hinaus ja noch Reisekosten und Extras finanzieren konnten, und wir extremst privilegiert sind, ist uns klar, dennoch ist es uns wichtig die Bedingungen für die Machbarkeit eines Work-and-Travel-Sabbaticals, auch für einen kürzeren Zeitraum, zu zeigen. Das junge französische Paar das wir als Volunteer-Kollegen in Bahia Bustamante trafen hat deren einjährige Reise zur Hälfte mit Workaway-Aufenthalten bestritten, ist über Land gereist statt zu fliegen, und hat sogar einen Van als Mini-Wohnmobil gekauft und umgebaut, und anschließend wieder verkauft, so geht’s noch günstiger!
Zwei Jahre lang fast nichts Gegenständliches erwerben, bis auf Ersatzanschaffungen, überwiegend im Bereich Kleidung, tut gut und übt ein für ein ähnlich konsumfreies Leben daheim, schließlich haben wir dort auch kaum mehr ‘Sachen’, da alle weggegeben, also haben wir gekauft als Ersatz:
- 1 Jeans (Bestellung nach Deutschland, mitgebracht durch Besucher nach Barcelona)
- 3 Blusen (Barcelona)
- 1 Sonnenhut (Chile)
- 1 Schal (Barcelona)
- 1 Paar Sneakers (Kolumbien)
- 1 Pulli (Buenos Aires)
- 1 Koffer (Bestellung nach Deutschland, mitgebracht durch Besucher nach Singapur)
- 2 Paar Pumps (für Singapur, davon 1 Fehlkauf, Singapur)
- 2 Schlafanzug-Oberteile (Südafrika)
- 1 Schlafanzug-Hose (Kolumbien)
- 8 Paar Socken (Kolumbien, Barcelona)
Nun sind unsere Klamotten, die zwar reich an Qualität aber schon bei Abreise nicht mehr die jüngsten waren, aber auch wirklich überwiegend durch, das bedeutet Löcher in Blusen, Jeans, Schlafanzügen, abgelaufene, sich in ihre Bestandteile zerlegende Schuhe, etc., zuhause würden also ein paar weitere Ersatzanschaffungen fällig werden, ein paar Winterklamotten warteten noch zwischengelagert auf uns.
Budget Reisekosten: Dafür kann man kein Budget angeben, weil es so sehr von der eigenen Präferenz abhängt, hier unsere Strategie: Langstreckenflüge werden durch Buchung über Air-Miles deutlich machbarer, wir haben letztlich alle unsere interkontinentalen Langstreckenflüge so gebucht, Claudia hat insgesamt 194.000 Meilen ausgegeben, Carsten insgesamt 238.000 Meilen, da er auf zwei one-way Strecken Business Class geflogen ist auf denen Claudia Eco geflogen ist.
Wären wir alle Strecken Eco geflogen auf Meilen, dann hätten wir für unsere insgesamt vier interkontinentalen Langstreckenflüge ink. Anschlussflüge, alle natürlich one-way, nur 140.000 Meilen bezahlt, one-way-Flüge auf Meilen kosten 50% des Hin-und-zurück-Meilenpreises, ein regulär gekaufter one-way-Flug kostet dagegen meist mehr als die Hälfte des Hin-und-zurück-Preises!
Die Strecken von Buenos Aires nach Singapur und von Singapur nach Köln hatte ja dankenswerterweise für beide der Arbeitgeber bezahlt. Nach unserer letzten Flugbuchung auf Meilen haben wir bis jetzt schon wieder jeder rund 20.000 Meilen gesammelt, davon der kleinste Teil über Flüge!!!
Natürlich zahlt man die Steuern und Gebühren, das ist aber ja viel weniger als der reguläre Flugpreis, und das Preis-Leistungs-Verhältnis sowohl was Meilen als auch was Steuern und Gebühren angeht ist u.E. bei Verwendung auf Business Class Flüge optimiert, insbesondere wenn man durch Körpergröße vs. Sitzabstand darauf auf Langstrecken angewiesen ist, Upgrades in die Business Class durch Meilen zu bezahlen ist u.E. im Verhältnis zu teuer.
Mehrere One-Way-Flüge innerhalb eines Kontinents werden oft billiger wenn im Paket gekauft, Beispiel Avianca: Der one-way-Flug von Buenos Aires nach Bogotá sollte etwas über 800 USD pro Person kosten, da rutschte uns erstmal das Herz in die Hose, als wir dann aber ausprobierten nahezu alle unserer inner-südamerikanischen Flüge auf einmal und in Reihe bei Avianca zu buchen/kaufen, kostete diese Strecke weit weniger, also wie folgt: Buenos Aires – Bogotá – Bogotá – Quito – Quito – Lima – Lima – Sao Paulo, also VIER One-Way-Flüge, dafür haben wir dann insgesamt1.064 Euro pro Person bezahlt plus 20 Euro Expedia Buchungsgebühr, man lese und staune!
Die Flüge vor Ort, z.B. nach Cartagena und nach Cusco, haben wir bei sehr preiswerten lokalen Anbietern gebucht, hätte man aber versuchshalber auch mal einbauen können, bei uns ist die Entscheidung für diese Orte erst lange nach der Paketbuchung gefallen. Mit Avianca haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, vom Preis und der Pünktlichkeit über die Abwicklung bis zum Service!
Beim Konzept ‘reisend leben’ sind wir immer entspannter geworden in Sachen ‘Versicherungen’, aber unsere Auslands-Krankenversicherung von der Hanse-Merkur war uns sehr lieb, wenn auch nicht so teuer wie eine private Krankenversicherung daheim, denn sie deckte nur die Erkrankungen ab die man nicht schon hatte. Diese muss natürlich im Budget berücksichtigt, und im Fall der Hanse-Merkur vorab für den vollen Reisezeitraum bezahlt werden.
Sie kam zum Einsatz z.B. als Claudia in Buenos Aires am rechten Auge drei Cholazions entfernt bekommen musste und als der Parasit sie in Ecuador ereilt und über nicht weniger als insgesamt vier Länder begleitet hat, mit Arztkosten in drei von diesen Ländern. Für Kranken- versicherung muss es aus unserer Sicht also immer mindestens reichen, auch wenn die Mehrheit der Weltbevölkerung ohne Krankenversicherung, also bezahlte Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte, ihr Dasein fristen muss, das gleiche gilt für Altersversorgung, das muss man sich einfach mal klarmachen und die deutschen Gegebenheiten in Sachen Sozialversicherung, bei aller berechtigten Kritik, um so mehr zu schätzen wissen!
Und zum Schluß: Wir hatten Recht dass es nicht um zwei Jahre am Strand gehen würde: Wir hatten unsere Badeklamotten ein einziges Mal an, nämlich auf Bali! Unsere Entscheidung!
Also eine klare Empfehlung: Einen Traum zu leben kann machbarer sein als man denkt, und ist manchmal auch eine Frage dessen was man bereit ist dafür aufzugeben, das Leben ist ein einziger Kompromiss! Wir würden es wieder tun ;-))!
Und bitte nicht vergessen:
Großartige Zusammenfassung, Reise und Erfahrung! Ich kann mir vorstellen, dass die Wiedereingliederung in den deutschen Alltag garniert mit Terrorangst und dem unfassbaren “täglichen Trump” nicht so einfach ist. Gutes Gelingen dabei! Der regelmäßige Blick in den Rucksack voller Erinneringen und Erfahrungen ist sicher ein wertvolles Asset. Liebe Grüße
Vielen herzlichen Dank, das freut uns sehr dass es gefallen hat! Tatsächlich haben wir lange noch nicht alles Erlebte verarbeitet und lächeln am Tag sicher hundertmal über kleine und große Erinnerungen! Und auch das Wiedereingewöhnen ist ein Prozess, und Köln, wo wir 9 bzw. 13 Jahre nicht gelebt haben, fast wie eine weitere Station auf unserer Reise! Liebe Grüße und bis bald mal!